#015 Finger in den Po, Mexico!! Wie Vorsorge mein Leben gerettet hat - mit Prof. Wülfing, Leiter Urologie in HH-Altona

Shownotes

In der heutigen Episode von Stark im Sturm geht es im wahrsten Sinne des Wortes um's Leben. Im Januar 2023 hat Prof. Dr. Christian Wülfing mir mein Blasenkarzinom entfernt, mich also vom Krebs befreit.

Damals haben wir uns darüber unterhalten, wie wichtig Vorsorge ist - vor allem bei Männern, bei denen das Thema immer noch schambesetzt ist. Häufig wird sich darüber lustig gemacht "Große Hafenrundfahrt!", "Finger in den Po, Mexico!" sind Sprüche, die vor allem wir Männer kennen. Darüber reden will man allerdings nicht. Ist nicht cool, nicht männlich, nicht stark…

Wenn ich damals nicht zur Vorsorge gegangen wäre, hätte man den Krebs nicht so früh entdeckt und die Folgen wären sehr wahrscheinlich viel gravierender geworden, als das bei mir der Fall ist, denn ich lebe meine Leben völlig unbeeinflusst vom Krebs ganz normal weiter.

In der erste Hälfte des Podcast gibt Prof. Wülfing mal einen Überblick über das, was Vorsorge ist und wie sie abläuft und in der zweiten Hälfte widmen wir uns ihm in seiner Rolle als Chefarzt der Urologie in der Asklepios Kliniken GmbH in Hamburg Altona und damit seiner Aufgabe als Führungskraft im Gesundheitswesen, das gefühlt schon seit Jahren im Sturm steht.

Wie führt er angesichts immer restriktiverer Regulierung und wie wird er seiner Verantwortung für seine Patienten und Kolleginnen gerecht? Und was können Führungskräfte in der Wirtschaft davon lernen?

Eine für mich sehr persönliche Episode, die mir sehr am Herzen liegt und mit der ich sehr gerne dazu aufrufe, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.

Am einfachsten immer dann, wenn in Eurem Auto die Meldung "Service fällig" aufleuchtet, anstatt nur einem Anruf in der Autowerkstatt Eures Vertrauens einfach einen zweiten Anruf beim Urologen Eures Vertrauen machen - 30 Minuten, die vielleicht Euer Leben retten.

Viel Spaß beim Reinhören

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Jens holt immer wieder sturmerprobte Gäste vors Mikrofon, die dir Einblick geben in ihre Gedankenwelt und Impulse, wie sie erfolgreich Herausforderungen bewältigt und sprichwörtlich den Sturm gemeistert haben.

Jens erläutert dir außerdem immer wieder spannende wissenschaftlich fundierte Führungsmodelle und -methoden und gibt dir inspirierende Managementliteratur an die Hand, die dir und Deinen Mitarbeitenden helfen, stark im Sturm zu bleiben und eure Herausforderungen mit einer größeren Leichtigkeit, viel positiver Energie und Kreativität zu bewältigen.

Jens ist neben seiner Autorentätigkeit erfolgreicher Führungsberater, Aufsichtsrat, Investor und begleitet als Positive Leadership- und Stärkencoach Unternehmer bei der erfolgreichen Implementierung stärkebasierter Führung.

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Transkript anzeigen

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, moin allerseits. Der Jens von Stark im Sturm, mal wieder mit einem Kapitän, der schon diverse Stürme durchlebt hat und immer noch mitten im Sturm ist und das wahrscheinlich auch Zeit seines beruflichen Lebens so bleiben wird. Professor Dr. Christian Wülfing, ich grüße Sie. Moin Herr Professor Wülfing.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Moin Herr Alsleben, herzlichen Dank, dass ich hier sein darf.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, sehr, sehr, ich freue mich, ich freue mich. Also der Hintergrund, warum sitzt der Professor Wülfing hier? Der Professor Wülfing hat mich von Krebs befreit. Also im wahrsten Sinn des Wortes, ich hatte im Januar 2023 eine Blasenkrebs-OP und der Professor Wülfing war derjenige, der das fiese Ding, das wie mein anderer Arzt sagte, da nicht hingehört, rausgenommen hat. Und jetzt war gerade die zweite Nachsorge und ich bin krebsfrei. Und wir haben uns dann bei der Nachsorge nochmal darüber unterhalten, dass Vorsorge eigentlich etwas ist, was unbedingt noch viel ernster genommen werden sollte, gerade bei alten weißen Männern über 50, wie ich ja einer bin.

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Und deswegen haben wir gedacht, dem widmen wir den Podcast. Art 1, Art 2, der Professor Wülfing ist Chefarzt der Urologie. Asklepios-Klinik in Hamburg-Altona und damit natürlich auch voll im Leadership jeden Tag in einer Industrie, die ja tatsächlich gebeutelt ist, reguliert ist und extrem belastet ist auch durch natürlich Corona und sonstige Themen. Und insofern in dieser Doppelrolle gibt es keinen besseren, mit dem ich sprechen kann, als Sie.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Das ist wirklich nett, ich finde es richtig großartig, Herr Alssleben, dass Sie auch so positiv hier vorangehen. Ich will gar nicht jetzt dazu ermuntern, dass alle ihre eigenen Gesundheitsthemen transparent machen und ausquatschen. Aber ich habe das gesehen, wie Sie damit umgehen, auch als jemand, der natürlich hier so ein bisschen so im öffentlichen Interesse Ihres Kanals und LinkedIn und so steht. Also schon mal. Sicherlich positiv. Sie können damit, glaube ich, viele Menschen positiv beeinflussen. Also, vielen Dank dafür. Und ja, Sie haben vollkommen recht. Ich bin Chefarzt und habe in der Vorbereitung, die jetzt nicht umfassend war für diesen netten Podcast, mir trotzdem noch mal Gedanken gemacht. Und würde mich fragen, wie eigentlich, ich frage mich wirklich, wie wohl heute so das Bild von Chefärzten ist, weil eins ist klar, das weiß auch jeder. Das hat sich schon gewandelt. Also, so dieses alte Thema, man hört das selten noch, aber dieses Thema Halbgott in Weiß und solche Dinge, die da alle so mitschwingen. Ich glaube, das ist ein Stück weit auch zum Glück vorbei. Und ich gebe Ihnen Recht, es ist eine Herausforderung in der heutigen Zeit aus verschiedenen Gründen. Die Corona-Krise haben wir hoffentlich zum Glück hinter uns gebracht. Das war eine extreme Herausforderung, da können wir gleich noch mal drüber sprechen. Aber die Aufgaben so, auch als Chefarzt in einer Abteilung mit eigenem Team, in dem Umfeld der Gesundheit und im Umfeld Krankenhaus, das macht viel Spaß. Aber es hat auch so seine einzelnen Herausforderungen und Themen. Ganz wichtig.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, also da gehen wir gleich noch in Ruhe drauf ein. Bevor wir da einsteigen, vielleicht das Thema Selbstfürsorge. Sie haben ja eben in der Einleitung schon mal gesagt, die Ärzte sind, was Selbstfürsorge angeht, ganz besonders schlecht.

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Aber ich kenne da noch so eine Gruppe, die sich damit ein bisschen schwer tut. Das sind nämlich die viele, viele Führungskräfte. die in einer extrem angespannten Zeit mit einer hohen Eigenverantwortung für die Firma, für die Leute mit einem hohen Einsatzwillen dann häufig auch sich selber vernachlässigen. Und ich habe jetzt selber das große Glück gehabt, dass ich meine Erkrankung im Rahmen von einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung entdeckt habe. Nein, nicht ich entdeckt, sie entdeckt wurde. in einem sehr frühen Stadium und dadurch dann eben auch alles sehr gut verlaufen ist. Minimalinvasiv, das ist ja auch eine Ihrer großen Spezialitäten, minimalinvasive Eingriffe, was mir eben zumindest geholfen hat, mein Leben ganz normal weiterführen zu können. Und ich frage mich, wie ist Ihre Erfahrung, was jetzt dieses Thema Vorsorge angeht? Wie gucken Sie auf? Das Thema Vorsorge. Kommen die Leute alle frühzeitig und rechtzeitig oder zu spät? Gibt es da einen Trend? Wie stehen Sie so dazu?

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Also, das Thema Vorsorge ist für die Fachgruppe der Urologinnen und Urologen ein sehr, sehr großes Thema. Wenn man das Wort so benutzt, dann gibt es ja unterschiedliche Vorsorgen. Man kann Darmkrebsvorsorge machen, man kann Hautkrebsvorsorge, es gibt ja verschiedene, auch Frauen gehen zum Gynäkologen, führen eine Vorsorge und so. Wenn der Urologe darüber redet, dann meint er in der Regel, Prostata-Krebs-Vorsorge. Und vielleicht eins noch, ich mag das Wort Vorsorge eigentlich gar nicht so gerne in diesem Zusammenhang, weil sie können gar nicht vorsorgen. Also, Vorsorge... Sie können nicht vorsorgen, dass der Prostata-Krebs oder so nicht kommt. Sie können ihn nur früh erkennen. Anders als bei Lungenkrebs, wenn sie nicht rauchen, können sie schon mal ein Stück weit vorsorgen. Und sie können auch bei Darmkrebs... wo Darmkrebs ja immer aus so kleinen Polypenvorstufen entsteht. Da können Sie vorsorgen, indem Sie die Polypen wegmachen lassen. Ergo, Sie müssen zur Darmspiegelung gehen. Bei Prostata-Krebs, der kommt der einfach. Deswegen sagen wir immer gerne Prostata-Krebs-Früherkennung. Aber es meint das Gleiche.

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Und zu Ihrer Frage noch mal ein bisschen genauer, es ist vollkommen richtig, wir Urologen sehen, dass zum Beispiel Frauen... sehr regelmäßig typischerweise zum Gynäkologen gehen. Und auch sehen wir schon bei jungen Frauen. Also typischerweise sind Mädchen mit, ich sag mal, 15, 16, 17 schon beim Gynäkologen gewesen. Während Jungs in dem Alter nicht beim Urologen gewesen sind, weil die Väter ja auch nicht da gewesen sind. Also, das ist schon ein Thema. Und es gab mal so Schätzungen, dass so zehn bis 20 Prozent aller Männer Vorsorge oder Früherkennung machen. Und vielleicht noch ganz kurz, es gibt ja hier... Oder wenn man sich die Empfehlungen anguckt, dann gibt es für Jungens, für Jungen in dem Sinne gar keine jetzt gesetzliche Vorsorge.

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Wir wissen als Urologen, dass Jungen, wenn sie eine schlimme Erkrankung kriegen, häufig Hodenkrebs kriegen. Dafür gibt es jetzt wiederum keine richtige gesetzliche Vorsorge. Aber natürlich kann man auch als Junge sich untersuchen lassen beim Urologen. noch besser ist, wenn man sich hin und wieder selbst abtastet. Aber das muss man denen auch erklären. Wenn Sie schon so fragen, wie ich dazu stehe, wir haben im letzten Jahr eine extreme Welle gesehen. Warum? Weil diese zufällig, diese Fußballer, so viele Fußballer, Hoden-Tumoren hatten. Das ist ja auch durch die Medien gegangen. Da ist dieses Thema auch letztendlich positiv gepusht worden. Und beim Prostata-Krebs sind die Empfehlungen so, dass man sagt, Männer ab 50... Oder wenn Sie Verwandte haben, Vater, Onkel, Bruder, die betroffen sind von Prostata-Krebs, dann auch gerne ab 45. Dort sollte der Weg zum Urologen führen. Einmal im Jahr. Oder, ehrlich gesagt, davon sind wir fast ein bisschen weg, wenn ich das noch erklären darf. Man sagt eigentlich heutzutage, jeder soll einmal zu einer Basisuntersuchung gehen.

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Und dann ist es ähnlich wie bei der Darmspiegelung. Es liegt so ein bisschen an der Konstellation, Abtasten, Ultraschall, Blutwert. ob man in einem Jahr wiederkommen soll oder erst in vier. Das heißt, wir sind schon dabei, auch das so ein bisschen risikomäßig zu steuern und jetzt nicht alle Leute zu verhaften, man muss einmal im Jahr losgehen. Aber, und damit sind wir, glaub ich, bei Ihrem roten Faden, bei dem Thema Selbstfürsorge, es spricht ja gar nichts dagegen, auch mal regelmäßig. Und ob das dann einmal im Jahr ist, da muss man nicht die Uhr stellen. Aber praktisch und praktikabel ist es natürlich, eben nach den Gesundheitsthemen zu schauen. Und da gehört die Prostata genauso dazu bei Männern. Was ich noch sagen muss in dem Zusammenhang, Prostata Krebs ist der häufigste Krebs bei Männern. Das wissen viele gar nicht. Ist genauso häufig wie Brustkrebs bei Frauen. Und deswegen lohnt es sich da einfach auch regelmäßig loszugehen. Letzter Satz, sie hat mir nach meiner persönlichen Bedeu- oder Meinung gefragt. Also ich bin originär ja Urologe. Aber ich engagiere mich auch in unserer Fachgesellschaft und in verschiedensten Gremien, dass wir so ein bisschen auch auf die Pauke hauen und Werbung machen. Und für Aufklärung, für eben die, ja, um mit Ihren Worten zu sprechen, selbst für Sorge und eben die eigene Gesundheit ein bisschen im Griff zu haben. Und so kann ich jedem nur empfehlen, sich damit zu beschäftigen.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Als ich das veröffentlicht habe, dass ich jetzt die OP hatte, gab es ja eine ziemliche Resonanz auf meinen Link-In-Beitrag. Und ich habe irgendwie gefühlt ein paar Dutzend meiner Kontakte aus dem Netzwerk dazu gebracht, sich einen Urologen-Termin zu machen. So nach dem Motto, oh Scheiße, wenn es schon den Alsleben erwischt, dann soll ich vielleicht auch mal gehen. Was ist denn, was hält uns Männer denn eigentlich davon ab? das zu tun, was die Mädels von frühester Jugend an wie selbstverständlich machen.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: ..

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Also was an männlichen archaischen Schwachsinn hält uns davon ab, einmal im Jahr zu gucken, wie es uns geht.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Das ist eine ganz interessante Frage und es ist auch ganz gut beforscht worden. Ich glaube, jeder kennt das Phänomen, dass Männer bei solchen Themen eigentlich sich verkriechen. Schonmal. Das sind nicht so Themen, die man bespricht. Frauen sind da untereinander viel offener, Männer reden da nicht so gerne drüber. Und ich glaube, jeder Urologin wird es bestätigen. Und ehrlich gesagt, auch die Männer und Frauen selber werden's bestätigen, dass sie zum Beispiel so Klischee-Sätze bedienen wie, ach, ich krieg das schon nicht. So ein Klassiker sagt mal, nee, ich krieg das schon nicht. Bin doch gesund. Ja, ich leb doch auch gesund. Und was dann noch so für Ausreden kommen. Und die ehrliche Antwort lautet, doch, du kannst es ja trotzdem kriegen, weil das hat ja keine Risikofaktoren, jetzt konkret die Prostata-Krebserkrankung. Wenn ein Nichtraucher sagt, ich krieg bestimmt keinen Lungenkrebs. dann kann man das schon viel eher unterschreiben, aber Prostata Krebs kriegen 60.000 Männer jedes Jahr. Also, das ist schon mal ein so'n Satz. Ich krieg das schon nicht. Der zweite Satz ist dieser Satz, den ich auch komisch finde, aber dem auch oft hört. Also, ehrlich gesagt, ich will das gar nicht wissen, ob ich's hab. Selbst wenn ich's hab, würd's gar nicht wissen wollen. So, und das ist natürlich auch fatal, wenn jemand so denkt, diese Männer, die müssten wir tatsächlich auf den Pott setzen, wie man so schön sagt, weil... dass Prostata-Krebs super heilbar ist. Ja, wir heilen 80 bis 90 Prozent der Männer. Das ist für eine Krebserkrankung sehr, sehr viel. Und allerdings sehen wir eben auch, Sie fragten eben danach, ob wir immer die Leute früh sehen oder spät sehen. Ja, leider sehen wir sie auch oft genug, also wir sehen sie häufig früh genug. Gott sei Dank. Aber wir sehen halt immer noch Männer, die zu spät kommen. Und man sagt, Mensch, das hätte man vor zwei Jahren feststellen können. Dann wären wir mit der frühen... Takte, also früh operieren, früh bestrahlen, was auch immer, haben sie eben auch gute Heilungsraten. Und der dritte Punkt, das ist ja auch ganz praktisch, ist natürlich so dieser Mythos, der Gang zum Urologen. Ja, das ist irgendwie immer so, ja, "große Hafenrundfahrt", "Finger in Po, Mexiko!", alle so Geschichten, die dann... Ja, ist ja so.

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Und ich versuch das dann immer so ein bisschen auch... erst mal auch zu klären. Ich sag mal, so eine Abtastenuntersuchung der Prostata, die dauert nicht mal eine Minute. Und die ist bestimmt auch jetzt nicht schön. Es gibt Schöneres, aber es ist auch nicht schlimm. Und ehrlich, die Frauen gehen doch auch zu einer gynäkologischen Untersuchung. Kann mir keiner erzählen, dass das angenehmer ist. Insofern, da ist schon mal das. Aber man muss das auch mal in Beziehung setzen. Die Untersuchung des Abtasten, wo, glaub ich, viele total Angst vorhaben und das blöd finden, ist ja nur ein Bruchteil von dem Gesamterlebnis, wenn ich das so sagen darf, beim Besuch des Urologen. Denn wir machen ja auch, wir führen Gespräche, wir machen harmlosen Ultraschall, wir nehmen mal Blut ab. Also es ist ehrlich gesagt alles nicht so aufregend. Und ich glaube, da kommt der vierte Punkt, dass Männer sich dann ein bisschen so auch aufschaukeln und sie wollen die Starken sein und nicht zerbrechlich und keine Schwächen. Das spielt da alles rein, das ist auch gut untersucht. Aber es ist halt irrational in diesem Fall. Es ist irrational und wirklich dumm. Und ich sage Ihnen noch was, Herr Alsleben. Und da tut es dann schon auch weh. Ich will da jetzt gar nicht so... Ich mag es nicht, wenn wir so moralisierend sind als Fachgruppe. Aber wir sehen die Männer, die noch keine 60 sind, die kommen und sehr spät kommen. Und wo man genau weiß, wir können keine Heilung mehr herbeiführen. Und jetzt geht ein Leidensweg los mit... Medikamenten und Chemotherapie und allem Drum und Dran. Das ist natürlich nicht schön. Auf der anderen Seite muss man auch sagen, es gibt auch immer die Krebse, die können Sie noch so früh erkennen. Das sind Killer-Krebse. Aber die sind vergleichsweise selten. Also absolut super, dass Sie den Ball hier spielen. Ich finde, man kann das überwinden. Und ich glaube, mit dem genannten Ding hier kann man auch viele Männer... Ich meine auch, einen Trend zu sehen. dass sozusagen die jüngeren Nachwachsenden da ein ganz anderes Körper und Selbstbeobachtungsbewusstsein sozusagen mit sich bringen als vielleicht noch älterer.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, ich sehe da schon auch eine Aufgabe der Gesellschaft ein Stück weit. Also ich komme ja aus Köln und in Köln gab es ja die Black, oder gibt es die Black Furs, das ist so eine örtliche Band und die hat natürlich auch Volksmund-Lieder gespielt und eins davon hieß im Refrain, "Mädchen dürfen kriechen, Indianer dürfen das nicht." Also das heißt, Mädchen dürfen weinen. Indianer, also die Jungs, dürfen das nicht. Und wie selbstverständlich schickt man die Jungs mit sechs Jahren alleine zum Brötchen holen, aber die Tochter mit sechs Jahren sicherlich nicht allein zum Brötchen holen. Also ich sehr schwarz-weiß. Aber das ist natürlich ein Männerbild, gerade meine Generation. Also die Generation der, ich sag mal, U 45 bis U 60, die Generation X, die Babyboomer. die noch mit einem anderen Selbstverständnis erzogen wurden, nämlich tatsächlich mit dieser Stärke zeigen, die sich dann doch auch durch alles durchzieht. Und wenn ich dann jetzt mal in Relation setze, was mich das kostet und was das bringt. Also mich kostet das einmal im Jahr eine halbe Stunde. Da habe ich dann das große Blutbild gemacht. Ich habe mich schallen lassen, meine Arterien, weil mein Vater auch... einen schweren Schlaganfall hatte, weil starke Arterienverkalkung. Ich lasse die weichsteile schallen. Darüber ist dann auch entdeckt worden, dass ich Blasenkrebs habe. Kostet mir eine halbe Stunde. Das ist ein bisschen unangenehm. Und ich muss meine Hose runterlassen von einem anderen Mann. Mach übrigens in der Sauna oder in der Dusche im Fitnessstudio auch. Aber da. geht mir keiner an die Hoden. Das macht halt der Arzt. Okay, aber der macht das aus einer ganz bestimmten Absicht. Und da muss ich das mal kurz wegschlucken. Und dann ist wieder ein Jahr rum. Wenn ich dann sehe, bei mir jetzt ganz persönlich, wie schnell dieser Blasenkrebs dann doch gewachsen ist und was die Konsequenzen gewesen wären, wenn ich jetzt tatsächlich gewartet hätte bzw. nicht gegangen wäre. Also die Spätfolgen von nicht untersuchen lassen. die hätten mein Leben signifikant eingeschnitten, die hätten mein Leben signifikant verändert. Und alleine deswegen ist es so brutal wichtig anzuerkennen, dass ein minimaler Einsatz dazu führt, dass ich mein Leben, ich sag mal, unbeeinträchtigt weiterführen kann. Und auch die Erkenntnis, was Sie auch sagten für mich... Ich bin doch nicht unsterblich. Ich kann doch nicht über Wasser gehen. Auch mich kann es treffen, obwohl ich auch zu denen gehört habe, die gesagt haben, ich habe gute Gene, mir passiert das schon nicht. Das hat mir auch noch mal klargemacht, dass es eine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, mir selber um ein lebenswertes Leben zu leben, so lang wie möglich. Aber auch für mein gesamtes Umfeld, für das ich ja Verantwortung habe, ob das meine Familie ist oder meine Mitarbeitenden als als Führungskraft. dass ich diese Vorsorge betreibe, die Erkenntnis kam mir dann doch schon ziemlich knüppelhart. Und deswegen ist es mir auch so wichtig, dass wir dem hier Raum geben, weil wir haben einfach eine Verantwortung, die wir mit einem minimalen Einsatz nachkommen können, die so eine große Folge hat im positiven Sinne.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Ich kann das nur unterstützen. Und wenn ich noch mal so nachlegen darf, ich finde auch, was mich immer so... was so mein Wunsch wäre, ist genau das, was Sie gesagt haben. Dass im Prinzip die Motivation eines Mannes, wenn wir jetzt mal über die Männer reden, bei Frauen sowieso auch, aber wenn die Motivation des Mannes jetzt nicht so ein verspürter Druck von extern ist, ja, es sind übrigens gar nicht so selten die Frauen. die den Mann los schicken nach dem Motto und die dem auch den Termin machen.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Mhm.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Das wissen wir auf bestimmten Untersuchungen. Aber was ich eben schön finden würde, ist genauso wie Sie sagen, dass es aus so einem Selbstverständnis herauskommt, zu sagen, ich möchte mich um meine Gesundheit kümmern und und und da gar nicht großartig immer aufgerufen und Druck erzeugt. Und das ist ja was, was auch nicht immer. wirklich konstruktiv hilft. Denn häufig ist das ja, wird es dadurch noch irgendwie komplizierter und es gibt Abwehrverhalten und so weiter. Was ich noch sagen möchte, Herr Alsleben, Sie haben ebenso im Nebensatz gesagt, es müsste eigentlich gesellschaftlich ein bisschen mehr gepusht werden. Was ich super interessant finde in dem Zusammenhang, ist aber auch das Thema Vorbilder. Meine Frau ist Gynäkologin

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Mhm.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: und sehr engagiert auf dem Sektor Brustkrebs und... hat da kürzlich auch so ein kleines Start-up gegründet, Pink, wo sie... Und ich erlebe das. Da geht es natürlich auch... darum, dass sie präsent ist, zum Beispiel im Internet. Also, es geht da um moderne, auch telemedizinische Ansätze usw. Aber was ich sagen will, ist, ich als Urologe gucke da fast neidisch hin, meine Frau weiß das auch, wie wahnsinnig... positiv und zusammenhaltend und auch proaktiv die Community der betroffenen Frauen mit Brustkrebs ist. Ja, das heißt, es gibt wahnsinnig viele, die sich da outen und sich engagieren und sich auch zeigen. Und man darf nicht vergessen, wir Männer sind da so immer, ach, und meine Brust hat da... Bei Frauen geht's um die Brust, das ist schon... kann man jetzt nicht sagen, dass das irgendwie ein 0815-Organ wäre für die Frau. Also es hat schon auch viel mit Scham und Körperbild und Sexualität und so weiter zu tun.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Mhm.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Und die Frauen sind da wahnsinnig hammermäßig vorbildlich organisiert, in dem Sinn, indem sie sich selber, ja, vereinigen, zusammentun und für die Sache eintreten. Bei Prostata-Krebs ist es... unendlich schwierig, Männer zu finden, die da, sagen wir mal, mit rausgehen. Wie gesagt, ich muss da vorsichtig sein. Ich bin Urologe, für mich ist die ärztliche Schweigepflicht sowieso vorgegeben. Aber als Urologe, sag ich immer, unterliege ich der doppelt und dreifach. Einfach, weil es eben auch intime Themen zum Teil sind, intime Körperwälde. Aber ich würde mir wünschen, dass auch da... mehr so dieses, wie gesagt, muss ich jetzt keine outen, aber eben auch die sogenannten Vorbilder, Botschafter oder was auch immer sie, wie sie sie bezeichnen wollen, da findet man relativ wenig. Und es ist auch gar nicht so einfach, Leute für sich für Aktionen, das weiß ich von meiner Tätigkeit, in der Fachgesellschaft, wo ich lange Pressesprecher war, wo wir eben auch Aktionen gemacht haben oder sogar auch Kampagnen und da Leute zu finden, die da mitgehen, ja, auch, ich sag mal jetzt, Berühmtheiten. Das ist gar nicht so einfach. Und das akzeptieren wir selbstverständlich. Aber ich möchte nur beschreiben, wie ich den Unterschied zu den Frauen sehe. Ist ganz interessant.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, das ist so. Und nochmal, das hat wieder was zu tun, glaube ich, auch ein Stück weit mit dem Rollenbild. Und ich muss da immer so an die männliche Jagdgruppe denken. Archaisch, zehn bis zwölf Männer hat es früher gebraucht, um ein Großwild umzingeln zu können.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: So zwar.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Und wenn ich jetzt plötzlich dann sage, als Teil dieser männlichen Jagdgruppe, ich habe jetzt Probleme mit dem Pipimann, Das kommt halt überhaupt nicht gut, ist nicht cool. Aber ich glaube auch, da wird sich etwas ändern. Ich will nochmal auf...

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Bye bye! Wobei, Sie haben es ja selber auch gesagt, wenn man die Motivation etwas umprogrammiert, dass jemand zur medizinischen Vorsorge geht, weil er wichtig ist, weil er Verantwortung hat für eine Familie, für ein Unternehmen, für ein Team, dann finde ich, kann man das ummünzen im Kopf, denn dann ist es nämlich doch eine Stärke. Dass sozusagen diese vordergründige Sache,

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: total.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: ich muss zum Urologen mal wieder, wird eigentlich zu einer Stärke, wenn man sagt, ich kümmere mich um meine Gesundheit. Und das ist so ein bisschen das, was, wie gesagt, ohne Zeigefinger, ohne Moral, wir so ein bisschen, mit Moral, aber nicht moralisierend, wir, glaube ich, als Fachgruppe den Männern nahelegen wollen. Es ist alles nicht so schlimm, kümmert euch um eure Gesundheit. Und da gehört halt Mengen, Zahlen, Statistik mäßig. ..Postata und alles andere auch dazu.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, und ihr Männer da draußen, die mir jetzt zuhört, oder ihr Frauen, die ihr für eure Männer da draußen zuhört, ihr müsst euch noch nicht mal daran erinnern, weil nehmt doch einfach die Meldung in ihrem Auto servicefällig als Anlass dazu, nicht nur den Audi, BMW, Mercedes-Benz, Ferrari-Händler anzurufen, um da einen Termin zu machen, sondern gleichzeitig den Termin beim Urologen. Ihr werdet einmal im Jahr erinnert, der Service ist fällig. Macht euch einen Knoten ins Taschentuch und macht anstatt einem Anruf zwei und schon ist das Thema gerützt.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: übrigens eine super Idee als Leben. Wir könnten mal ins Gespräch mit den Autoherstellern kommen, ob die nicht neben der TÜV-Meldung oder dem Service auch gleich das einblenden, dass der Termin beim Urologen mal wieder fällig ist.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ich habe mir das übrigens in Outlook als Dauertermin gesetzt. Das hat genau zehn Sekunden gekostet. Das ist ein jährlicher Termin wie der Geburtstag von meinem Grußonkel. Und da werde ich einmal im Jahr daran erinnert, da steht sogar die Telefonnummer vom Arzt drin, damit ich dann noch nicht mal mir große Gedanken machen muss und einfach nur auf einen Button drücken muss. Vielleicht die zweite Thematik, die mich natürlich auch im Sinne der Selbstfürsorge. Auch interessiert ist, wie ging es Ihnen denn in den letzten Jahren? Wie geht es Ihnen in Ihrer Rolle als Chefarzt? Was sind denn da die Herausforderungen, die von Ihnen alle Kraft verlangen und vor allen Dingen die auch notwendigerweise mitbringt, dass sie sich gesund halten müssen?

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Naja, also Chefarzt bedeutet ja, dass man verantwortlich ist zunächst mal für die medizinische Qualität in dieser Abteilung, der ich vorstehe. Und da habe ich ein ärztliches Team mit so 12, 13, 14 Kolleginnen und Kollegen. In der Tat gibt es auch, was ich auch gerne hier nochmal zum Ausdruck bringe, auch weibliche Urologen. Wir haben also wirklich mehrere Frauen noch im Team. Und also das ist das Thema Führung des Teams. Und ich würde mal sagen. Mein Auftrag ist natürlich dafür zu sorgen, dass unser Produkt gut ist. Und das Produkt ist bei uns, dass Patienten sozusagen hoffentlich in einem besseren Zustand wieder rausgehen, also medizinisch ihnen geholfen wurde. Das sind in der Urologie typischerweise jetzt auch nicht nur Prostata-Fälle. Man muss hier vielleicht noch mal schnell sagen, dass auch Frauen Nieren und Harnleiter und Harnblasen haben und der Urologe sich ja um den Hahn tragt und das männliche Genitale kümmert. Also... Wir haben so Themen wie Nierensteine, Blasentumor, Prostata-Krebs, Hodentumor, aber auch Entzündung, Inkontinenz und so was. Und da bin ich im Prinzip dafür da, auf die Qualität zu achten. Und schon sind Sie bei den ganzen Themen, was muss man draufhaben, damit man das schaffen kann? Und dazu gehört natürlich ein Handwerk, weil die Urologie ist ein Handwerksfach, ein operatives Fach. Ich stehe also sehr viel im OP. Und das sind auch mal... große OPs, mal kleine OPs, endoskopische OPs, Roboter-OPs, offene OPs, also ist alles dabei. Und das sozusagen von der Qualität, der handwerklichen Qualität, dafür muss man halt ausgebildet sein. Das habe ich zum Glück erleben dürfen, dass ich eine gute Ausbildung habe. Übrigens, Großteile davon an der Universitätsklinik in Münster. Also auch ich komme aus NRW, Herr Altsleben, weil es keine Ahnung, was ich schon darüber gesprochen habe. Und das andere ist natürlich dann die Verantwortung für das handwerkliche Handwerk, für das handwerkliche Können auch weiterzugeben, sprich die Ausbildung. Das ist eins meiner Teile oder meiner Verantwortung, für gute Ausbildung zu sorgen, zusammen mit meinem Oberarzt-Team, dass wir diese Qualität aufrechtzuerhalten. So, und jetzt kommen so ein bisschen diese Führungsthemen. Natürlich bin ich auch Chef, in Anführungszeichen. Ich hatte das eben schon gesagt. Ich glaube, dass wir hier in meinem Team ein sehr... Also, ich weiß nicht, wie man das nennt. Ich glaube, man spricht auch von horizontaler Führung, also sprich nicht mehr so dieses Top-Down. Natürlich bin ich der, der die Letztverantwortung hat, deswegen darf ich auch ansagen, wie es gemacht wird. Aber wir haben hier einen sehr kollegialen Umgang. Es darf jeder seine Meinung sagen und ich sage immer, die beste Meinung zählt. Das sind so diese Führungsthemen und vielleicht so eine Sache, die, wenn Sie nach Herausforderungen fragen, muss ich Ihnen sagen, die medizinische... Aufgabe ist für mich gar nicht so die Wahnsinnsherausforderung, weil da lebt man sein Handwerk, das gelingt mir meistens auch ganz gut so weiter, habe ich selber gute Lehrer gehabt. Aber was man schon feststellt und darauf spielen sie ja auch an, sind die Herausforderungen des Systems. Also es ist ja bekannt, dass das Gesundheitswesen stark reguliert ist.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Mmh.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Wir haben viele Themen und zwar nicht nur wir. Krankenhausärzte in Hamburg oder Altona, sondern das ist ein Grundthema in Deutschland. Gerade heute an diesem Tag, wo wir das hier aufzeichnen, gab es große Protestveranstaltungen in Berlin. Die will ich nicht näher kommentieren, aber es geht eigentlich immer um die gleichen Sachen. Es ist eine enorme Regulation eingetreten, die es uns eben oft genug sehr schwer macht, diese Qualitätsstandards sozusagen aufrechtzuerhalten. Und ob das jetzt zum Beispiel Fachkräftemangel ist, der in der Medizin überall allgegenwärtig gerade ist. Ob das so Themen sind wie auch, ehrlich gesagt, Arbeitszeitgesetz. Ein Thema, wo sich viele Chefärzte dran reiben. Und zwar teils zu Recht, teils aber auch zu Unrecht. Wir schmunzeln ja immer schon, wenn man immer so sagt, ja, als ich noch junger Arzt war, dann kommen so diese... alten Männersprüche, da haben wir damals noch drei Nächte durchgearbeitet und haben nicht gejammert. Und wir sind uns völlig einig, dass es das natürlich nicht ist, sondern dass das moderne Arbeitszeitgesetz auch dazu führt, dass Ärztinnen und Ärzte geregelter arbeiten, was anzustreben ist. Aber es ist dann auch wieder in Krisenzeiten, wenn mal Leute krank sind, echt schwierig, die medizinische Qualität und Versorgung aufrechtzuerhalten, wenn einfach keine Leute da sind. Und als ich neulich im ICE gefahren bin und drei Stunden Verspätung hatte und dann es hieß, das Bordrestaurant muss jetzt schließen, weil die Leute ihre Arbeitszeit überschritten haben, dann hab ich so gedacht, na gut, dann krieg ich jetzt keinen Kaffee mehr da. Schlimm genug, aber kann ich mit leben. Aber wenn wir dann Schwierigkeiten haben, OP's zu machen, weil wir keine Leute haben, das tut weh. Und da ist man in der Führungsposition, so geht's mir zumindest, und viele andere stimmen mir immer zu. ist man in so einem echten Konflikt. Weil man sagt, ich will das jetzt alle kommen und arbeiten, mir egal, ob die Arbeitszeit schon überschritten ist, weil wir haben hier Patienten zu versorgen. Und da kommt man dann so in ein Thema herein, Herr Alzleben, was auf anderen Sektoren auch noch so ist, nämlich diese Redouille, dass wir halt dem Patienten helfen wollen und nicht jetzt irgendwie ein paar Turnschuhe herstellen, wo wir sagen können, na ja, dann stellen wir die nächsten 100 Turnschuhe halt morgen. her und nicht heute. Und das ist so ein Thema. Gerade in meinem Fach haben wir auch viele Tumoroperationen. Und das sind tatsächlich Herausforderungen. Ich könnte noch weiter erzählen über Digitalisierung. Und Sie wissen, dass wir im Krankenhaus immer noch verdammt viel mit dem Fax arbeiten. Das sind eigentlich Themen, die viele Kolleginnen und Kollegen nerven, wo man sagt, das muss besser gehen und wo wir auch in Deutschland an... Tabellen vergleichen, weit unten stehen, und man fragt sich immer, wie kann das sein? Da muss doch was passieren. Und da haben Sie vollkommen recht. Das ist jetzt nicht nur als Mensch, dass man davon genervt ist und manchmal auch verzweifelt, sondern es hat eine Implikation, einen Einfluss auf die Führung, weil ich irgendwie auch jüngeren Kollegen sozusagen mit auf den Weg helfen muss und ihnen sie unterstützen muss in diesen manchmal auch schwierigen Zeiten mit mir gemeinsam. nicht zu vernachlässigen, dass der Patient aber im Mittelpunkt steht. Und wenn Sie nochmal so die Gesamtprotestlage angucken,

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Hm.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: dann mag ich an dieser Stelle vielleicht auch nochmal sagen, also erstens mein Job ist der beste, den es gibt. Ich bin so zu, es macht so viel Spaß als Ugo-Luge, auch ein Team als Chef zu führen. Mir macht das viel Spaß. Aber man hat so ein bisschen den Eindruck, dass man auch nicht mehr so richtig in der Politik gehört wird. Denn das Ganze ist ja ein Thema der Ökonomisierung in der Gesundheitspolitik. Das heißt jetzt nicht, dass man die Ökonomisierung abschaffen muss. Im Gegenteil, da ist ein großes Missverständnis auch zuletzt gewesen, weil wir brauchen Ökonomie, ganz klar. Es ist ja ein reguliertes System. Wir müssen auch mit Ressourcen schonend umgehen. Und ich kann irgendwie auch nicht erkennen, dass die Gesellschaft jetzt wie verrückt Geld raus mehr ausgeben will für noch mehr Gesundheit. Das ist ja alles schon ein Riesenapparat. Aber ich hab so ein bisschen den Eindruck, dass durch auch immer mehr Sparzwang und auch auf der Seite der Politik auch herbeigeführte Bürokratie die Regelung durch neue bürokratische Auflagen... Das ist ein Monster, Herr Altsleben, was nicht nur ich, sondern viele andere so empfinden. Und da wünschen sich, glaube ich, sehr viele, dass wir da umsteuern können, damit wir in unserer Führung, da sind wir wieder beim Ausgangspunkt, auch uns wieder mehr dem Fokus widmen können. Und das ist, den gesunden und glücklichen Patienten zu produzieren. Und irgendwie nicht ständig auf...

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Mhm.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Arbeitszeitgesetz und Datenschutz und all diese Dinge zu achten, die alle wichtig sind. Ich möchte da nicht falsch verstanden werden, aber sie haben überhand genommen und man muss wirklich und damit bringe ich es auf den Punkt. Die größte Herausforderung ist, den Anspruch an die Qualität für den Patienten aufrecht zu erhalten in diesen stürmischen Zeiten.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil wenn ich jetzt an meine Zeit noch denke, Militär, Leben in unsicheren Lagen sozusagen, Lagen ändern sich über Nacht und man muss die Freiheit haben pragmatisch entscheiden zu können, um den Auftrag durchführen zu können. Und wenn ich mir jetzt anschaue, die Rahmenbedingungen werden schwieriger. Das erfordert mehr kreativen Freiraum, mehr Innovation, mehr auch, ich sag mal, Systeme zumindest in Frage stellen zu dürfen, wenn nicht sogar zu korrumpieren, damit es dann in der Sache dazu führt, dass man seinen Auftrag erfüllen kann. dann hilft natürlich eine zunehmende Bürokratisierung überhaupt nicht. Also ich glaube, der Unternehmer wünscht sich weniger Gängelung, mehr Freiraum, mehr unternehmerische Freiheit, die Sie dann natürlich auch genauso im Gesundheitswesen, der Sie an der Basis arbeiten. Sie sind ja im Prinzip der Werksleiter sozusagen, bei dem die Schuhe produziert werden, dass Sie dann auch die Produktion entsprechend der Anforderungen anpassen können. Und ich habe... die für die Gespräche natürlich mit allen Vertretern oder mit Vertretern aller Branchen. Und es ist überall das Gleiche, dass man genau weiß, was man tun müsste, dass man wirklich es nicht an Ideen mangelt, nicht an Umsetzungswille, nicht an Motivation, nicht an Klarheit, was die Ziele angeht, sondern tatsächlich an den Leitplanken scheitert, die immer häufiger gefühlt... enger gezogen werden, eingerammt werden, sodass man gar nicht mehr das tun kann, was man tun müsste, um das zu erreichen, worum es eigentlich geht. Und das ist eine volkswirtschaftliche Thematik.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Kleines Beispiel, ich stimme Ihnen vollkommen zu. Es wurde viel geredet über Pflege, Mangel, über die Frage, wie mit Krankenpflege umgegangen wird. Krankenschwestern, Krankenpfleger. Sie erinnern sich an diese dienstäglichen Klatschaktionen auf dem Balkon. So, und man hat das Gefühl, dass diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sehr genau beschreiben könnten, woran es hapert. Und warum auch viele... leider das System verlassen haben. Wir haben ja einen totalen Pflegemangel. Und ich habe manchmal das Gefühl, es ist in Deutschland noch gar nicht wirklich durchgesickert oder bewusst geworden, was hier eigentlich los ist und auf was wir dazusteuern. Das ist dramatisch. So, und was ich sagen will, ist, ich glaube, es gibt eine ganz große Einheit von denen, die mittendrin sind, die sagen könnten, woran das liegt. Alle sind sich irgendwie einig. Und dann kommen eben zwei Phänomene. Das eine ist ein bisschen die Entkoppelung, dass nämlich das anscheinend nicht durchdringt zu dem, der es ändern muss. Also Herr Lauterbach oder welche Gremien auch immer. Das kommt anscheinend dort nicht an, sonst würde anders agiert werden, weil es so einfach ist. Und das Zweite ist, dass ich grundsätzlich auch, das haben Sie gesagt, das ist überall so, ich bin immer erstaunt, dass bei bestimmten Dingen... der eigene gesunde Menschenverstand in der Wahrnehmung irgendeiner Missstandes, man sagen würde, ja, das und das und das ist jetzt irgendwie nicht richtig, das müsste doch so und so gemacht werden. Und alle sind sich einig und trotzdem passiert es nicht. Ich verstehe das Phänomen nicht. Ja, Digitalisierung, Entbürokratisierung, also Stichworte. Alle sind sich einig, alle singen das Lied und trotzdem passiert es nicht, sondern, schlimmer noch, das Gegenteil passiert. Keine Entbürokratisierung. sondern eine zunehmende Hyperbürokratisierung. Und man fragt sich, wie kommt das? Aber da sind wir dann natürlich, jetzt wird es dann schon philosophisch.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Ja, ja, also ich erinnere mich immer, als das Thema Compliance aufkam in den Unternehmen und dann der erste Compliance Officer eingestellt wurde. Da waren es ein paar Jahre später, waren es dann komplette Compliance-Abteilungen. Das ist ja ein Monster, was sich selber füttert. Jeder hat ja das Gefühl, auch eine Lebensberechtigung, sich zu beweisen, dass er eine Berechtigung hat, seinen Job machen zu dürfen. Und dann ist es, where focus goes, energy flows. Wenn der Compliance Officer sich auf Compliance-Themen konzentriert und da seine ganze Energie reinsteckt, dann entdeckt er dann vielleicht auch einfach Themen, die abgestellt werden müssen, dann reguliert er. Und so wird dann dieses Monster aktiv. Und so ist auch in der Bürokratie, wenn man dann für die bürokratischen Prozesse verantwortlich ist. findet man immer noch Prozesse, die man noch durch bürokratische Anweisungen meint, effizienter machen zu können. Und irgendwann führt das dann so eine Gesamtlähmung des Systems. Und keiner hat mehr den pragmatischen Überblick und hat auch vor allen Dingen die Verantwortlichkeit und die Macht, dann zu sagen, stop it! Und einfach mal zu sagen, hör auf mit dem Scheiß, ich gebe euch jetzt ab sofort das Mandat. diese und das und jenes so zu machen, wie ihr glaubt, dass es gemacht werden muss. Ich gebe dann, ich delegiere Macht und Verantwortung wieder zurück an die Basis. Das scheint eben extrem schwierig zu sein. Und wenn ich das mal wieder auf meine Auftragsführung bei der Bundeswehr übertrage, ich kann eben einfach nicht umhin. den Bodentruppen ein gewisses Maß an Verantwortlichkeit, Rechte auch zu übertragen, vor Ort, lagebezogen zu entscheiden. Wenn ich alles versuche, von oben zu übersehen und zu entscheiden, dann ist die Truppe da unten wahrscheinlich schon lange handlungsunfähig oder tot, bis dann die Entscheidungen nach unten kommen, die getroffen werden müssen. Und was es dann wiederum braucht, das Einsehen da in die Politik reinzubringen, Das kann ich Ihnen jetzt auch nicht sagen. Da bin ich wahrscheinlich ein zu kleiner Geist.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Vielen Dank.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Aber wir müssen umdenken. Wir müssen pragmatischer werden. Und das werden wir. Aber erst dann, wenn wir zu deutlicher zu spüren gekriegt haben, was die Folgen sind. Und das ist auch ein bisschen meine Sorge. Gerade die Demografie, die ja jetzt auch reinhaut. Ich sage immer, in den nächsten sieben Jahren. werden wir ungefähr fünf Millionen Arbeitskräfte verlieren, die gut ausgebildeten, die mit einem Arbeitsethos der vergangenen Jahrzehnte dann jetzt rausgehen aus dem Arbeitsmarkt. Und wenn uns die Integration und die Bildung nicht gelingt, dann haben wir einfach Schwierigkeiten. das Niveau hochzuhalten, die Produktivitätskapazitäten aufrechtzuhalten, die wir brauchen, um den Wohlstand zu bewahren. So, und dann hilft es natürlich im Kleinen, sich diese Gedanken zu machen, zu diskutieren, auch immer offener und kontroverser zu diskutieren und die Politik auch immer weiter zu challangen. Und da hoffe ich, dass das nicht endet in einer Polarisierung der Gesellschaft, wie wir es leider auch Gottes überall momentan wahrnehmen. Also es ist eine Herkules-Aufgabe.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Um dem entgegenzutreten, versuche ich ja, das stelle ich bei mir selber fest, weil Sie so fragten, auch nach Führung. Ich kann nicht die Welt retten. Und ich kann, glaube ich, jetzt auch nicht noch in eine Partei eintreten und da mitmachen. Das wäre allerdings wahrscheinlich einer der Wege, wie man was machen könnte. Aber ich versuche halt, meinem Team, also in meinem Umfeld, dafür zu sorgen, bei mir selber, aber auch bei meinem nachgeordneten Team. dass eine Eigenverantwortlichkeit gelebt wird. Also das ist auch meine... meine, mein, mein... fast meine Erwartungshaltung bei meiner Familie, meinen Kindern zum Beispiel, ihr müsst es lernen, selber die Sachen anzupacken. Na klar kann man fragen um Hilfe und so, aber so dieses... sollen andere machen. Ich finde es gut, die Selbstverantwortung, Selbstverantwortlichkeit zu pushen und lebendig zu machen. Weil man merkt, dass es die Motivation total hochschraubt, wenn die Leute selbstständig sein können. Aber ich sehe das bedroht im Alltag, weil wir so eine Kultur kriegen, dass alles irgendwie gesteuert wird und eben die Verantwortung gerne abgegeben wird. Haftung, Compliance, das sind ja alles diese Themen, wo andere drauf aufpassen, dass man alles richtig macht. Ganz ehrlich, ich hab schon öfter gesagt mit Verlaub, ich pass das schon selber drauf auf. Da muss jetzt nicht eine... gesamte Abteilung aufpassen. Aber das ist, glaube ich, so der Trend der Zeit. Und dann ist es halt so. Aber ich finde, wir müssen eben aufpassen, das merkt man nämlich auch, dass wir in so Sacklassen kommen, denn niemand dreht das zurück. Und wenn wir jetzt mehr Flexibilität in allen möglichen Aufgaben brauchen, ob das im Krankenhaus ist oder in der Gesamtgesellschaft, in der Wirtschaft oder in der Digitalisierung, merken wir, dass das so verfahren ist und man da nicht wieder rauskommt. Das finde ich bedenklich. Und äh... Da versuche ich in meinem kleinen, netten Super-Duper-Team so entsprechend das zu gestalten, dass wir zumindest da aufrecht und mit einer guten Selbstverantwortlichkeit losgehen.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Wunderbares Schlusswort, finde ich großartig. Ich nehme für mich zwei Dinge mit.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Vielen Dank für's Zuschauen.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Zum einen, und die sind, nein, ich nehme eine Sache mit aus dem ersten Teil unseres Podcasts, nämlich das Thema Vorsorge. Da sind wir auch bei der Selbstverantwortung. Die Selbstverantwortung wahrnehmen, auf sich achten im Sinne der eigenen Gesundheit und auch derer, für die ich Verantwortung habe. Und im zweiten Teil, nämlich führen in unsicheren Lagen, ist es auch so, den Menschen klar machen, wie geil es ist, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und wie noch geiler es ist, als Teil einer Gesellschaft auch durchaus für die Gesellschaft ein Stück weit mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn das macht das Zusammenleben einfach erst so menschlich und so lebenswert, wie wir das alle haben wollen. Es hat mich riesig gefreut. Wie gesagt, ich bin ja, ich push das Thema Vorsorge weiter. Ich glaube, ich habe schon Dutzende von Urologen Termine ausgelöst. Also wenn es bei Ihnen jetzt voll wird in der Praxis, liegt nicht nur an mir, aber vielleicht auch ein bisschen an unserem Talk, wird mich freuen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie weiter stark im Sturm bleiben und freue mich, wenn wir uns dann alle drei Monate mal wieder sehen.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Herr Alselin, vielen Dank für die Einladung in diesen Podcast. Das war ein tolles Gespräch und ich finde es sehr nett, wie Sie das auch in unserer Sache, die Ögologie hier und diese Themen mit nach außen tragen. Es ist, glaube ich, eine Sache, die vor allen Dingen für die Männer gut ist und großartig. Vielen Dank für die Einladung.

Christian Wülfing:

Jens Alsleben:

Jens Alsleben: Gerne, gerne, gerne. Ich jingle jetzt aus und bis ganz bald.

Jens Alsleben:

Christian Wülfing:

Christian Wülfing: Ja.

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